Erfahrungsbericht: Steuertool Accointing.com

Hintergrund / meine Transaktionshistorie

Immer wieder kommen Fragen wie man am besten seine Kryptos tracken kann zum Zwecke des Steuerreportings. Mit diesem Post gebe ich eine mögliche Antwort.

Ich selbst konnte 2017 im legendären Bullrun nicht mehr wegschauen, und begann dann mit Kryptos zu experimentieren. Bis 2020 hatte ich mit etwa einem Dutzend Tokens auf wiederum etwa einem Dutzend unterschiedlicher Exchanges experimentiert.
Den aktuellen Stand meines Portfolios hatte ich bis dahin in einem einfachen Excel Sheet dokumentiert, so dass ich zumindest immer wusste ob ich in Summe in Euro im Plus oder Minus bin. Ich habe in meiner Vergangenheit auch mit Masternodes von Clones von Clones von Dash experimentiert, PoS fand ich früh interessant. Alte leergeräumte Wallets löschte ich aus meinem Exceltracking ganz. In Summe hatte ich nur einen kleinen Bruchteil meiner eigentlichen Transaktionen in meinem Excel.
Ich hatte u.a. auch eine Trading Historie auf Cryptopia, und es versäumt die Transaktionshistorie zu exportieren bevor der Exchange durch den Hack offline ging.
In Summe ein riesengroßes Chaos, jedes Jahr hatte ich mehr Zweifel, dass ich meine Krypotohistorie jemals wieder sauber rekonstruieren könnte. Ich nahm an ich müsste irgendwann einfach von Null sauber starten und die Vergangenheit hinnehmen.

Als ich mich Ende 2019 dafür entschied einen Stakepool für Cardano unter dem Ticker STR8 zu betreiben, wollte ich mich diesbezüglich auch professionalisieren. Ich wusste, dass es diverse Steuertools gab, hatte mich bis dahin aber nie damit beschäftigt. Jetzt wollte ich mir die Zeit nehmen, dies einmal ernsthaft zu beleuchten.

Tatsächlich wurde ich fündig und konnte meine Kryptohistorie binnen etwa 80 Stunden Aufwand vollständig rekonstruieren, so dass ich in meiner 2019er Steuererklärung erstmalig einen Krypto-Export von einem Steuertool beilegen konnte, welcher von meinem Finanzamt nach telefonischer Auskunft für gut befunden und akzeptiert wurde.

Tool Auswahl

Es gibt eine Reihe von Kryptosteuertools, Cryptotax und Cointracking sind die bekanntesten Vertreter. Ich habe mir beide Platzhirsche angeschaut. Ich nahm bei beiden zu wenig Nutzerunterstützung wahr, so dass ich hier keine Chance sah mit meiner Historie zum Ziel zu kommen. Also schaute ich weiter und wurde auf Accointing aufmerksam. Hier sind mehrere UX’ler im Kernteam! Die Nutzerführung von Accointing hat mich überzeugt wie auch der Fakt, dass mir das Tool alle Zeit der Welt einräumt kostenlos zu versuchen meine Historie zu rekonstruieren und erst wenn ich fertig bin und erste Steuerreports generieren will, wird das Tool kostenpflichtig. Ich hatte so kein Risiko, wenn mir das Tool letztlich doch nicht gefiel könnte ich jederzeit meine komplette zusammengesetzte Historie aus Accointing als gut leserliches CSV heraus exportieren und mit einem anderen Tool weiterarbeiten. Mir gefiel es sehr, dass ich hier keinen Vendor-Lock-In hatte.

Accointing arbeitet zudem mit den Rechtsanwälten und Steuerberatern von Winheller zusammen. Wenn ich somit Steuerreports aus Accointing an mein Finanzamt gebe, habe ich mir aus meiner Sicht ausreichend Krypto-Steuerberatung eingeholt, dem Finanzamt Transparenz geschaffen und den Freiraum eingeräumt meinem Accointing Bericht zu widersprechen. Ich muss mich nicht mit komplexen Haltefristregeln und dergleichen beschäftigen, dies erledigt alles das Steuertool für mich.

Accointing Prozess

Das geniale an Accointing ist die Nutzerführung.

Der erste Schritt ist der Daten-Import: Wallets und Exchanges.

Wallets:

Hier muss ich teils tief in meiner Erinnerung graben welche Wallets ich in der Vergangenheit alles hatte. Gerade bei lokalen Full Nodes, die ich längst nicht mehr benutzt habe.
Zum Glück hatte ich zu all meinen Experimenten auch wenn die Wallets längst leer waren noch die alten Wallet Files irgendwo aufgehoben. So dass ich die Blockchain wieder synchronisieren konnte, um alte Transaktionen einzusehen, wenn die Blockchain noch existierte.
Manchmal reichte der Import einer einzelnen Adresse, wenn nur über diese Adresse gearbeitet wurde. Wurde mit mehreren Adressen eines Wallets gearbeitet, muss die Historie aus dem Wallet händisch in ein CSV überführt werden. Alternativ kann der xPub-Key des Wallets angegeben werden, dies habe ich jedoch aus Sicherheitsgründen nie getan. Ein Blick in die verschiedenen Explorer hat mir hier geholfen meine alten Wallets und Adressen ausfindig zu machen.

Exchanges:

Alle genutzten Exchanges zu finden war deutlich einfacher, da es hierzu Email Dokumentation gibt und ich keine der Account Daten gelöscht hatte.
Für die großen Exchanges gibt es API-Anbindungen, für die kleinen wird mit CSV Dateien gearbeitet zum Import. Viele Exchange-APIs sind fehlerhaft, d.h. auch bei großen Exchanges lohnt es sich die Transaktionshistorie per CSV komplett einzuholen, um diese im Zweifel mit den per API abgerufenen Daten abzugleichen. So fehlen z.B. oft Transaktionsfees in der API, oder umbenannte Coins sind per API nur noch mit neuem Namen drin, auch wenn es dazwischen eine Migration gab (z.B. SAI -> DAI), Transaktionen mancher Shitcoins fehlen in der API oft komplett, wenn mittlerweile beim Exchange delisted.
Wie bei Wallets waren CSV Files gemäß dem Accointing Template zur manuellen Rekonstruktion hier oft der beste Ansatz.

Nun kann der Accointing “Überprüfungsprozess” starten, dieser ist in vier logische Schritte aufgeteilt, die in der vorgegebenen Reihenfolge absolut Sinn machen.

Schritt 1: Nicht identifizierte Währungen

Bei Shitcoins kann Accointing die Tokennamen oft nicht identifizieren, daher kann in diesem Schritt ein manuelles Mapping vorgenommen werden.
Aktuell nutzt Accointing Coincap als Pricing Provider, d.h. nur Coins die CoinCap kennt, können hier ausgewählt werden. Accointing stellt derzeit auf CoinMarketCap um. Mit CMC sollte es bald wesentlich weniger Probleme geben die Tokens, die man über die Zeit angesammelt hat, korrekt zu mappen. Accointing arbeitet auch an einer Lösung, dass Nutzer manuell Tokens anlegen können und selbst die Pricing Informationen für die relevanten Transaktionen hinterlegen.
Bis auf zwei Coins konnte ich bisher alle Tokens korrekt zuordnen.

Schritt 2: Interne Transaktionen

Interne Transaktionen sind Transaktionen zwischen eigenen Wallets und eigenen Exchange Accounts. Diese Transaktionen sind nicht steuerpflichtig. Wenn Token, Volumen und grobes Zeitfenster ±6 Stunden passen, schlägt Accointing automatisch einen Match vor. Hier lohnt es sich genau drauf zu schauen! Passen die Zeitstempel? Fehlen ein- oder ausgehende Transaktionen für den Match?

Schritt 3: Fehlende Klassifizierung

Je nach Klassifizierung ist die steuerliche Konsequenz eine andere. Ist dies Transaktion intern? War dies ein Airdrop, ein Staking oder Masternode Reward, eine Bezahlung für einen Service / Gebühr?

Schritt 4: Fehlende Mittel

Im letzten Schritt schlägt Accointing Alarm, wenn nun trotz Schritt 1-3 irgendwo die Balance-Plausi fehlschlägt. Z.b. gingen von einem Wallet z.B. 100 ADA ab, aber zu diesem Zeitpunkt waren per Transaktionshistorie nur 50 ADA auf dem Wallet, es fehlen also 50 ADA. Wenn die fehlenden Mittel sehr klein sind, liegt dies oft an fehlenden Transaktionsgebühren oder Rundungsfehlern oder dergleichen in den Exports. Bei sehr alten Trades sind die Gebühr-Daten im Detail oft unvollständig. In diesem Fall bietet Accointing an diese Fehler automatisch zu beheben, dies war bei mir jedoch die absolute Ausnahme und der allerletzte Schritt.
Über diesen Schritt wurde ich auf Lücken aufmerksam gemacht, die ich durch ein erneutes Durchlaufen der Schritte 1, 2 und 3 wieder schließen konnte. Iterativ habe ich mich hier vorgearbeitet, ein fehlendes Mittel nach dem anderen erklärt. Hier steckte bei mir die Hauptarbeit in der Rekonstruktion.

Sehr hilfreich ist es hier einen Blick in das vollständige sequentielle Transaktionslog von Accointing zu werfen, welches jederzeit vollständig als CSV exportiert werden kann bei signifikanten Zwischenständen. Als ich hier einen Blick auf kritische Zeiten geworfen habe mit offensichtlichen Lücken, konnte ich so meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen. Z.b. konnte ich so über Withdrawal Emails von Cryptopia alle eingehenden Transkationen und Trades auf Cryptopia mit sehr hoher Sicherheit rekonstruieren.

Im Endeffekt sprang ich in diesem Schritt immer wieder zurück zu 1, 2 oder 3 und wieder zu 4 bis irgendwann die grüne erlösende Meldung kam: “Ihr Datensatz ist großartig!”

Jetzt ist es geschafft, die Daten sind in sich plausibel, nun konnte ich mit dem Steuerreporting beginnen und habe den für mich passenden Plan gekauft.

Aktuell ist der Plan abhängig von der Summe der Transaktionen. Accointing plant das Pricing Modell umzustellen, so dass für jährliche Zahlungen zukünftig nur noch die Transaktionen im Steuerjahr relevant sind und nicht mehr alle Transkationen über die Gesamthistorie, sonst landet jeder früher oder später im teuersten Plan.

Cardano Staking Rewards

Leider können Cardano Staking Rewards noch nicht in gleicher Weise in Accointing importiert / integriert werden, da diese Rewards aus dem “Nichts” im Wallet erscheinen ohne begleitende Transaktion.
Hier kann ich das Reward Tracking von Pooltool.io sehr empfehlen, welches fast perfekt die Rewards berechnet. Bei komplexeren Fällen gibt es hier noch kleinere Issues mit Abweichungen um 1 ADA je Epoche, hier bin ich noch am debuggen mit Mike.
Mike wird evtl. auch in Zukunft ein CSV Export anbieten, das passende Template von Accointing habe ich ihm bereits geschickt. Außerdem denkt er auch über eine API nach, die evtl. in Zukunft in Accointing ala Exchange angebunden werden könnte.

Lessons Learned und Fazit

  • UTC als Zeiten bei allen CVS Imports verwenden
  • Regelmäßig Backups der vollen Transaktionshistorie von allen Exchanges die man noch aktiv benutzt erstellen
  • Wenn in Accointing zuvor bereits eine Transaktion automatisch oder manuell (falsch) klassifiziert wurde, kann diese Transaktion keinen internen Matchpartner mehr geben. Diese Transaktionen finden sich am leichtesten in der sequentiellen vollständigen Historie. In diesem Fall ist die Klassifikation erst aufzuheben bevor die interne Transaktion als solche erkannt werden kann.
  • Schritt 4 AutoFix ist nur bei sehr kleinen Beträgen sinnvoll, bei mehr als Cent-Beträgen ist irgendwo davor in Schritt 1 bis 3 noch ein Fehler oder es fehlt etwas
  • Bei Fragen auf den exzellenten Support im Chat in Accointing selbst oder im Telegram-Chat zugreifen. Ich hatte hier bei Fragen immer kompetente Hilfe und konnte gemeinsam mit den Kollegen den ein oder anderen Bug ausmerzen. Gerne könnt ihr natürlich auch Fragen dazu in diesem Thread stellen und ich versuche zu antworten
  • Es hat keinen Sinn zu versuchen die Leistung von Tools wie Accointing in einem eigenen Excel versuchen nachzubilden. Ich hatte in Summe über 1500 Transaktionen, ab 250 Transaktionen empfehle ich dringend ein Tool wie Accointing. Der Abopreis ist in meinen Augen im Hinblick auf die Zeitersparnis angemessen.

Im Fazit ist Accointing aus meiner Sicht ein super Tool für den Zweck, ich möchte nicht mehr ohne arbeiten. Tracking mit gut durchdachtem Plausi-Prozess, Hilfe bei der Plausi-Problembehebung, Preistracking, Steuerreport Generierung, Hodling-Anzeige (> oder < 1 Jahr), etc.

Wenn Ich euer Interesse an dem Tool wecken konnte, und ihr dies ausprobieren wollt, freue ich mich wenn ihr meinem Accointing.com Referal Link folgt.

Viel Erfolg / Spaß beim Ausprobieren!

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