:DE: Wegzug in einem nicht niedrigbesteuertes EU- oder Nicht-EU Land

Hallo liebe Cardano-Community,

diesen Beitrag habe ich bereits in dem Topic Staking und die Steuern in Deutschland (Proof of Stake) gestellt, allerdings ohne Rückmeldung. Da nun das Thema wie ich finde ziemlich interessant ist, möchte ich hiermit den Fokus nachfolgend etwas genauer setzen:

Ein Punkt der hier jedoch noch nicht beleuchtet wurde und der mir unter den Nägeln brennt ist der, ob durch einen Wegzug in einem EU- oder Nicht-EU Land die Möglichkeit besteht, die 10-Jährige Haltefrist (die durch das Staking oder das Lending nach Auffassung des BFM erfolgt) steuerrechtlich und legal zu umgehen ist?

Dabei ist man laut Außensteuergesetz nach Wegzug 10-Jahre beschränkt Steuerpflichtig, wenn die folgenden Punkte zutreffend sind:

  • eine natürliche Person § 1 ff. BGB
  • mind. 5 Jahre unbeschränkte Steuerpflicht, innerhalb der letzten zehn Jahre
  • Wegzug in ein niedrigbesteuertes Auslandsgebiet oder keine fortbestehende Ansässigkeit
  • wesentliche wirtschaftliche Interessen im Geltungsbereich des Außensteuergesetzes

Die Punkte Eins, Zwei und Vier treffen bei den meisten von uns wohl zu, so dass die beschränkte Steuerpflicht man nur dann umgehen kann, in dem man in kein niedrigbesteuertes Auslandsgebebiet zieht (sofern ich das jetzt richtig verstanden habe).

Im Außensteuergesetz ist unter § 2 Einkommensteuer folgendes zu lesen (siehe Quelle [1]):

(2) Eine niedrige Besteuerung im Sinne des Absatzes 1 Nr. 1 liegt vor, wenn

  • die Belastung durch die in dem ausländischen Gebiet erhobene Einkommensteuer - nach dem Tarif unter Einbeziehung von tariflichen Freibeträgen - bei einer in diesem Gebiet ansässigen unverheirateten natürlichen Person, die ein steuerpflichtiges Einkommen von 77 000 Euro bezieht, um mehr als ein Drittel geringer ist als die Belastung einer im Geltungsbereich dieses Gesetzes ansässigen natürlichen Person durch die deutsche Einkommensteuer unter sonst gleichen Bedingungen, es sei denn, die Person weist nach, daß die von ihrem Einkommen insgesamt zu entrichtenden Steuern mindestens zwei Drittel der Einkommensteuer betragen, die sie bei unbeschränkter Steuerpflicht nach § 1 Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes zu entrichten hätte, oder

  • die Belastung der Person durch die in dem ausländischen Gebiet erhobene Einkommensteuer auf Grund einer gegenüber der allgemeinen Besteuerung eingeräumten Vorzugsbesteuerung erheblich gemindert sein kann, es sei denn, die Person weist nach, daß die von ihrem Einkommen insgesamt zu entrichtenden Steuern mindestens zwei Drittel der Einkommensteuer betragen, die sie bei unbeschränkter Steuerpflicht nach § 1 Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes zu entrichten hätte.

Zitat ende!

Nun zu meiner Frage: Gibt es hier jemanden in diesem Forum der bereits Erfahrungen damit gemacht hat oder der vielleicht schon ausgewandert ist und bereits diese Vorzüge genießt? Im Idealfall sogar diesen Status bereits vom Finanzamt anerkannt bekommen hat? Ich habe gehört das Portugal bei den Krypto-Auswanderern z.Zt. recht beliebt ist. Wobei ich mich frage, ob Portugal nicht wegen der Sonderbehandlung der Non-Habitual-Residence NHR nicht von dem Deutschen Fiskus als Niedrigsteuerland gewertet wird.

Gerne könnte ihr auch direkt mit mir Kontakt aufnehmen, wenn keine persönliche Stellungnahme gewünscht ist und ihr anonym bleiben wollt.

Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit.

Viele Grüße

Elysium

Quelle [1]: Gesetz über die Besteuerung bei Auslandsbeziehungen (Außensteuergesetz):
https://www.gesetze-im-internet.de/astg/BJNR117130972.html

1 Like

Hey @Elysium

ich habe deinen Post bereits im Steuer-Thread gesehen. Ich denke es wird keiner dir eine Auskunft dazu geben können oder wollen.

Es ist einfach ein sehr komplexes Thema. Es betrifft das Thema Auswanderung, Steuerrecht, BGB und zusätzlich muss man auch die Gesetze des jeweiligen Ausreiseziels kennen.

Meine persönliche Meinung dazu:
Wenn man es als Grund sieht Deutschland zu verlassen wegen schlechten Steuergesetzten oder ähnlichem ist es die falsche Motivation. Man verliert alle Vorzüge der Sozialen Absicherung in Deutschland, bekommt einen Kulturschock und hat vorerst keinen sozialen Rückhalt mehr. Mal ganz abgesehen von anderer Sprache und Sitten.

Man sollte also das Thema auswandern, sehr genau überdenken. Alles beachten und langfristig planen. Wie schon bereits gesagt, wenn die Motivation dazu ist, dass man NUR aus Deutschland weg will, dann wird das nichts und man kommt sehr schnell wieder zurück.

Ich persönlich kann es sowieso allgemein nicht verstehen, warum man sich Hals und Bein bricht nur um ein paar Steuern zu sparen und dies sogar nur gewinnvermindernd, man hat ja keinen Verlust!

1 Like

Das wahrscheinlich nur ein Steuerberater in diesem Fall weiterhelfen kann und man das Thema Auswanderung nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte ist richtig.

Aber: Fakt ist, Ada ist von 2-3 cent auf aktuell 2.82 $ gestiegen. Es kann daher durchaus sein, dass es sich nicht um ein paar Steuern handelt die man spart. Ich finde Elysiums Gedanke ist daher absolut gerechtfertigt, alles andere wäre leicht fahrlässig seiner eigenen finanziellen Freiheit gegenüber.

2 Likes

Das kann ich durchaus verstehen und ist mir auch bewusst, in dem Steuertopic habe ich aber bereits eine sehr ausführliche Berechnung angestellt, dass diese Summe über die wir immer sprechen unterm Strich nur ein paar Steuern sind.

Hier die Berechnung:

Setze ich bei der Berechnung die Gewinndifferenz im Verhältnis zu dem Gewinn ohne Staking, habe ich einen Mindergewinn / Verlust von 5 bis 15%. Je größer die Wertsteigerung desto geringer dieser Wert!

1 Like

Ehrlich gesagt, verstehe ich Deine Tabelle nicht. Die beiden Kurven “Gewinn ohne Staking” und “Gewinn mit Staking und Steuerabzug” laufen neun Jahre lang annähernd parallel.

Nimm mein Beispiel:
30.000 Ada aus 2018 (für weniger als 1.000,- Euro gekauft) - ohne staking heute steuerfrei und über 70.000,- Euro wert.
Mit Staking und eventuell 10-jähriger Haltefrist würden bei heutigem Verkauf (gemäß Steuertabelle: mein Einkommen + Gewinn aus dem Verkauf) 42% oder 45% Steuern anfallen! Bleiben von den ursprünglichen 70.000,- Euro Nettogewinn noch ca. 40.000,- Euro übrig - die restlichen 30.000 Euro kassiert das Finanzamt.
Immerhin habe ich in dem knappen Jahr, seit dem Staking überhaupt erst möglich ist und ich daran teilgenommen habe, ca. 600,- Euro (Wert zum Ertragszeitpunkt) Steaking-Rewards erhalten (die ich ebenso im laufenden Jahr versteuern muss). Diese ca. 1.200 Ada Staking-Rewards haben heute einen Wert von ca. 2.800,- Euro (abzüglich 42% oder 45% Steuern, bleiben ca. 1.500,- Euro übrig). Diese 1.500,- Euro muss man fairerweise auch noch von den o.g. 30.000,- Euro Steuerverlust abziehen.

Wenn ich mir nun vorstelle, ich hätte 2018 nicht nur 1.000,- Euro investiert, sondern Faktor 100 davon (100.000,- Euro) und 3.000.000 Ada gekauft, wären diese heute über 7 Mio. wert, wovon ich dank staking und daraus resultierender 10-jähriger Haltfrist bei heutigem Verkauf 42% oder 45% (3 Mio.) ans Finanzamt abgeben dürfte. Immerhin hätte ich durch staking ca. 120.000 Ada erhalten (60.000,- Euro (zu versteuern) im Ertragszeitpunkt + 280.000,- Euro durch den heutigen Verkauf = 340.000,- Euro (abzüglich 42% oder 45% Steuern bleiben 200.000,- Euro übrig)). 200.000,- Euro Staking-“Gewinn” gegen 3.000.000,- Euro Steuern sind ein mieses Geschäft und würden mich definitiv übers Auswandern nachdenken lassen. Nahezu Jeder “Promi” mit Geld (F1-Rennfahrer, Fußballer, Tennisspieler, Sportklamotten-Hersteller, usw.) setzt sich früher oder später schließlich auch nach Monaco ab. Das muss man nicht verwerflich finden.

Nun könnte man zwar gewiss auch auf diese Art denken, “Hey, Du hast nur 100.000,- Euro investiert und daraus sind nun (nach Steuerabzug) immerhin 4.000.000,- Euro geworden. Freu’ Dich gefälligst!” - aber selbst die größte Frohnatur bekommt wohl erstmal einen gehörigen Schrecken bei einer Steuerforderung über 3.000.000,- Euro.

1 Like

Die Tabelle ist so gerechnet, dass man jetzt anfängt Ada zu kaufen und zu staken + in x Epochen verkaufen möchte. Außerdem ist es mit 50.000 Jahreseinkommen (Durchschnittliche Einkommen eines Bundesbürgers) und der Steuerprogression gerechnet. Es ist auch “nur” eine jährliche Wertentwicklung von +20% unterstellt, was schon hoch ist! Wenn also jetzt die durchschnittliche Person anfängt zu staken gibt es fast 0 Unterschiede.


Natürlich ist das mit deinem zweiten Beispiel die Extreme. Das Personen mit hohem Einkommen oder Vermögen auswandern ist auch sehr verständlich und ja auch erlaubt.
Meine Frage ist: “Wenn deine Ada so sehr gestiegen wären, würdest du die wirklich verkaufen oder nicht doch warten ob die weiter steigen?” Außerdem: Wen diese Ada so viel wert wären, würdest du nicht alle auf einmal verkaufen, du kannst ja Jahr für Jahr 5% verkaufen. Dadurch senkst du deinen persönlichen Steuersatz und zahlst weniger Steuern.

Außerdem muss man ja nun auch erwähnen, dass Vermögensberater und Steuerberater für solch vermögende Kunden, gewisse Tricks auf Lager haben. (Familienstiftungen, Steuersatzsenkungen, Spenden zur Steuersenkung, Spardosen-GmbH etc.)


Ich bleibe also noch immer dabei, eine durchschnittliche Person hat keine Probleme damit. Vermögende können durch spezielle Berater Steuerspartricks anwenden bzw. ein Verkaufssparplan aufsetzen. Wenn alle diese Stricke reißen, heißt es halt wie @JackReach immer sagt: “Widerspruch einlegen und rechtlich dagegen vorgehen bzw. auf ein Urteil warten.

1 Like

Außerdem muss es nicht eine Auswanderung sein. Man bezieht seinen Wohnsitz beispielsweise für ein Jahr in Portugal und kann dank der 183 Tage Regelung dennoch insgesamt ca. ein halbes Jahr in Deutschland verbringen. Wenn man flexibel ist, kann man es als Sabbatical oder Abenteuer sehen, welches einem eine Menge Kosten erspart. Anschließend zieht man zurück nach Deutschland.

@Jonny deine Tabelle ist in der Theorie natürlich nicht falsch, aber die Realität spiegelt GlennHs Rechenbeispiel wieder.

So einfach ist das aus meiner Sicht nicht, zumindest das was ich gelesen habe. Beim Wegzug in ein Niedrigsteuerland, besteht weiterhin die Steuerpflicht in Deutschland.

Hier mein erster Treffer in Google :

Guten Morgen Z3RGONE,

vielen Dank für den Link zu der Webseite zu dem Thema Steuerliche Folgen eines Wegzugs ins Ausland, welches ganz gut die steuerrechtlichen Fallstricke bei einem Wegzug ins Ausland beschreibt. Die wesentliche Frage – wie auch in dem Topic als Überschrift erwähnt – ist m.E. noch immer der Punkt 3, wann ein Land als ein nicht niedrigbesteuertes Auslandgebiet gilt und ob dieser Umstand eine Möglichkeit wäre die 10-jährige Haltefrist zu umgehen.

Um die Diskussion vielleicht ein bisschen voran zu bringen, noch ein paar Gedanken zu dem Zitat weiter oben (siehe (2) Eine niedrige Besteuerung im Sinne des Absatzes 1 Nr. 1 liegt vor, wenn […])

Ist das eindeutig oder haben die Finanzämter mit dieser Formulierung wieder einmal Interpretationsspielräume? In der Tat macht mir die zweite Formulierung ein bisschen Kopfschmerzen und zwar, dass “[…] gegenüber der allgemeinen Besteuerung eingeräumten Vorzugsbesteuerung erheblich gemindert sein kann”.

Viele Grüße

Elysium

Ansonsten denke ich, dass die Motivation für eine Auswanderung pro Steuerersparnis gut überdacht werden sollte. Wer sich sonstwo ein schön(er)es Leben machen möchte – nur zu, why not!? :sunglasses:
Wem es aber nur um maximale Rendite geht, der darf nach meinem Dafürhalten gerne bleiben. Wer im Cryptobusiness so erfolgreich ist, dass er/sie den Lebensunterhalt damit bestreiten kann (oder will), der hat von den Bedingungen in Deutschland offensichtlich profitiert und in Bildung, Arbeit und Einkommen ‘investieren’ können. Dieses Glück kann man auch wertschätzen – und Steuern zahlen;)
Just my 2cents…

Hier etwas neues zu diesem Thema. Nächstes Jahr wird das ganze schwieriger: